[dropcap size=small]Z[/dropcap]ombiefilme wurden seit der Jahrtausendwende langsam, aber sicher wieder reanimiert. Während es im Laufe der neunziger nur kleinere Produktionen für die Nischenecke in der Videothek gab, rückten die wankenden Toten im Laufe der letzten Jahre sehr erfolgreich in das Bewusstsein des Mainstreamzuschauers. So sehr, dass auch neue Parodien auf das Genre möglich waren, ohne dass diese in einem kommerziellem Misserfolg enden mussten. Im Areal der Videospiele waren und sind Zombies jedoch stehts präsent und tauchen dort in den unterschiedlichsten Variationen auf. Umso erstaunlicher ist es, dass die ursprünglichen Kreaturen im altem George Romeo-Stil bisher so gut wie keine Auftritte hatten. Das Spiel zum gleichnamigen Film „Land of the Dead“ füllt diese Lücke. Seit dem ersten Auftritt der Untoten haben sich die Gewohnheiten des Publikums stark verändert: Leicht verfaulten Menschen, die stöhnend im Schneckentempo auf ihre Opfer zuwanken, um diese ebenfalls sehr langsam zu verspeisen, sind heute kein großer Horroreffekt mehr anzurechnen. Freunde der düsteren Unterhaltung sind zwischenzeitlich wesentlich schnellere Monster gewohnt, die gezielt und effizient töten. Das haben die Autoren neuerer Zombiewerke ebenfalls erkannt und ließen ihre Untoten eher wie Tollwütige agieren, die ihre Opfer wie Piranhas zerfleischen. Der enorme Geschwindigkeitszuwachs der Genrekonkurrenz stellt den Ego-Shooter „Land of the Dead“ vor eine beachtliche Hürde: Auf der einen Seite orientiert es sich deutlich an den 70er/80er Jahre-Horrorfilmen und darf durchaus als gelungene Hommage in Videospielform verstanden werden. Auf der anderen ist der Spannungseffekt bei der Spielerschaft freilich gering und kann nur selten erzielt werden. Die Zombies, denen man hier begegnet, bewegen sich tatsächlich sehr langsam und stellen nur bei ausgehender Munition oder enormer Unachtsamkeit des Spielers eine Gefahr dar. Dass die Spielareale über die weitesten Strecken stehts bei guter Ausleuchtung stattfinden, schmälert den Horroreffekt noch zusätzlich. Die guten alten Zeiten [column size=one_half position=first ]Doch eigentlich gehört all dies zum Konzept der kleinen Videospielhommage, die als Prequel zum Film fungiert: Übernommen wird die Rolle des amerikanischen Farmers Jack, der eines Morgens feststellt, dass sich Untote auf seinem Gelände aufhalten. Über das Radio ist er informiert über den Ausnahmezustand in der Welt um ihn herum, der darin besteht, dass nach einem Zombieausbruch die letzten Überlebenden sich verbarrikadiert haben, aber ansonsten alles von Untoten bevölkert ist. Jack beschließt zunächst, sich einzuigeln und abzuwarten, was als nächstes passiert. Als seine Vorräte zuneige gehen, sieht er jedoch ein, dass es Zeit ist, einen anderen Ort aufzusuchen, wo sich noch andere Überlebende aufhalten. Über das Radio hat er erfahren, dass ein gewisser Dr. Kaufman eine Sicherheitszone errichtet hat, wo kein einziger Zombie eindringen kann. Jack packt seine nötigsten Sachen ein und macht sich auf dem Weg dorthin.[/column] [column size=one_half position=last ]Von diesem Zeitpunkt an beginnt eine Odyssee durch verlassene Landstriche und Städte und deren einzelnen Abschnitte, die sehr mannigfaltig ausgefallen sind. Jack durchkämpft Maisfelder und Stallungen, sowie Straßenschluchten, Krankenhäuser, ein Theatergebäude, eine Kanalisation und noch vieles mehr. Als Spieler bekommt man aufgrund der vielen verschiedenen, und doch zusammenhängenden Umgebungen einen guten Eindruck von der durch Zombies zerstörten Welt. Unterwegs trifft er auf wenige Überlebende, die ihn unterstützen oder seine Hilfe benötigen. Sie bitten etwa um Feuerschutz oder um die Beschaffung eines bestimmten Schlüssels. Das führt zu wenigen, aber immerhin vorhandenen Abschweifungen in dem ansonstem recht stupidem Shooter-Gameplay. Die anderen Figuren sind ebenso wie Jack selbst typische Figuren des amerikanischen 70er/80er-Jahre-Horrorfilms: Weder interllektuell oder besonders attraktiv, dafür schlagfertig und grob, mit einem starken Überlebenswillen und einer cowboyartigen Coolness. In Zwischensequenzen erzählt Jack seine Geschichte aus dem Off weiter, ohne dass gezeigte Dialoge oder Handlungen groß vertont werden. So wird Jack dem Spieler automatisch am nähesten gebracht.[/column] auf das Minimum reduziert [column size=one_half position=first ]Hierbei handelt es sich um einen Ego-Shooter, der bewusst für den Budget-Bereich entwickelt wurde. Dementsprechend haben die Entwickler gar nicht erst am Wettstreit mit anderen, technisch aufwendigeren Titeln teilgenommen, was sich unübersehbar in der visuellen Aufmachung widerspiegelt. Die Grafik – die auf der Unreal-Engine basiert – ist nur rudimentär texturiert, mit passabel vielen Polygonen modelliert und in Bezug auf die Umgebung nur zweckmäßig gestaltet. Zur Schlichtheit tragen auch die recht wenigen Zusatzeffekte bei, bei denen Flammen und Blut wohl das auffälligste sein dürften. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass von den Zombies viele Varianten bestehen. Ob Polizist, Punk oder Kellnerin: Alle möglichen (ehemaligen) Menschengruppen sind vorhanden.[/column] [column size=one_half position=last ]Ebenso recht simplizistisch ist der Einsatz von Klangeffekten und Musik. Die Zombies geben fortwährend ihr ständiges Gemurmel und Gestöhne von sich, während Umgebungsgeräusche nur an den notwendigsten Stellen zum Einsatz kommen. Sämtliche Waffen, die der Spieler in die Hand nehmen kann, klingen jedoch durchweg stimmig und auch einigen Angriffsgeräuschen der Untoten ist ein Gruseleffekt nicht abzustreiten. Der Musik ist ein besonderer Flair anzurechnen, der am ehesten an die alten Soundtracks des Regisseurs (und Komponisten) John Carpenter erinnern. Die Akkorde sind kurz, aber dröhnend und einprägsam. Leider wiederholen sich die Musikstücke schnell und bieten im Gesamtspektrum außerordentlich wenig Variation, weshalb der Soundtrack nach einer gewissen Zeit als störend empfunden werden kann.[/column] der Zombie-Kniff Für einen Budget-Titel bietet „Land of the Dead“ einen erstaunlich gelungenen Multiplayer-Teil, dessen Spielmodi Deathmatch, Team Deathmatch, Capture the Flag und Invasion beinhalten, die auf einer ausreichenden Anzahl von Karten gespielt werden können. Obwohl die Varianten sich allesamt recht klassisch spielen, fügt das Programm einen besonderen Kniff hinzu: Auf jeder Karte sind zusätzlich vom Computer gesteuerte Zombies vorhanden, die das Gefecht gegen andere Mitspieler würzen. So kann es vorkommen, dass man bei der Verfolgung eines Gegners plötzlich von Zombies überrascht wird, die aus einer Bodendiele hervorbrechen. Die Untoten können zum Hindernis, allerdings auch hervorragend als Deckung mißbraucht werden. Ebenfalls sehr amüsant ist der Invasion-Modus, wo man sich im kooperativem Zusammenspiel gegen immer wieder neu aufkommende Wellen an Untoten erwehren muss. Dieser klassiche Multiplayer-Spielmodus verliert auch bei „Land of the Dead“ keineswegs an Reiz. Obwohl „Land of the Dead: Road to Fiddler`s Green” längst kein überragendes Spiel ist, bietet es angesichts seines Low Budget-Rahmens dennoch erstaunlich viel. Die Einzelspielerkampage ist nach knapp 7 Stunden zwar schnell durchgespielt, ist jedoch für Liebhaber alter Horrorfilme durchaus von Interesse, da hier derselbe Flair Verwendung findet. Ebenso ist der Multiplayer mehr als nur eine nette Dreingabe. Leider ist das Spiel für Spieler, die sich primär erschrecken lassen wollen, keinesfalls geeignet. Es ist zu schlicht, zu behäbig und für diese Zielgruppe letztendlich auch viel zu langweilig. Ein Vorwurf, dem man Spiel wegen seiner Intention eigentlich nicht machen dürfte. George Romeo's Land of the Dead - Road to Fiddler's GreenDiese kleine George Romero-Hommage hat sein Zombieherz sicher am rechten Fleck, aber es ist viel zu behäbig und technisch zu schwach, um Interesse wecken zu können.audiovisuelle Präsentation3Realisierung der Spielmechanik3inhaltliche Gestaltung und dramaturgische Aufbereitung62007-02-134GesamtwertungLeserwertung: (0 Votes)0.0