[dropcap size=small]“E[/dropcap]s ist an der Zeit eine neue Legende zu erschaffen, die so furchteinflössend ist, dass sie nicht so schnell in Vergessenheit gerät.“ Das dachten sich vielleicht die Entwickler von Silicon Knights und erschufen ein Spiel das gekonnt Horror, Mystik, Geschichte und Wahnsinn vereint. Gemeint ist „Eternal Darkness“, zwar ein Titel, dass unter den verwöhnten Spielern schnell aus den Augen verloren ging, aber ein großer Insider sein kann, wenn es um Empfehlungen geht.

Nach dem recht informativen Opening beginnt die Geschichte des eigentlichen Spieles mit einem Alptraum. Die junge Frau Alexandra Roivas ist gefangen in einem Raum in Gesellschaft zombieähnlicher Wesen. Gleich zu Anfang hat der Spieler nun die Gelegenheit sich an die Steuerung zu gewöhnen, konfrontiert mit einer Gegnerschar. Besonders gut geeignet für Anfänger, da man bekanntlich in Träumen kurz vor dem Tod aufwacht …
Geweckt wird Alex aus dem unheimlichen Traum in die noch betrübtere Wirklichkeit durch einen Telefonanruf. Sie wird gebeten zum Anwesen ihres Großvaters zu fliegen um wenig später dem Schrecken ihres Lebens zu begegnen. Sie findet den Hausherren tot vor und kann ihn nur noch durch den Familienring der Roivas identifizieren. Da die Polizei nach wochenlanger Spurensuche keinen Anhaltspunkt bzw. eine Spur findet, die zum Mörder führen könnte, macht sich Alex selbstständig und verweilt alleine in der Villa, um nach Antworten zu suchen.
In dem Besitztum von unheimlichen Stimmen begleitet, findet sie in einem Geheimraum, dass sich als das eigentliche Arbeitszimmer des Großvaters entpuppt, ein in Menschenhaut gebundenes Buch. Die Magie, die von der antiken Schrift ausgeht, verführt Alex dazu darin zu lesen, um so in der langen Geschichte der Familie der Wahrheit näher zu kommen.

12 Kapitel über mehrere Zeitepochen

Der Spieler spielt von nun an die einzelnen Kapitel des Buches mit dem dort jeweiligen Hauptcharakter. Im ersten Kapitel übernimmt man die Rolle des Zenturio Pius Augustus in Rom, der die Schlüsselrolle im ganzen Spiel übernimmt. Verwirrt am Ende der Erzählung bzw. des Kapitels angekommen, muss Alexandra feststellen, dass die restlichen Abschnitte fehlen. Diese liegen verborgen im Herrenhaus verstreut, Alex` Aufgabe besteht nun darin diese aufzusuchen und somit Schritt für Schritt die Geschehnisse, die in weit zurückliegende Epochen reichen, aufzudecken um gegen Ende die Geschichte durch das eigene Handeln zu vervollständigen.

[column size=one_half position=first ]Zwölf unterschiedliche Kapitel in deren Welten je ein anderer Charakter spielbar ist, stehen nun bevor. Somit wird die wundersame Geschichte in verschiedenen Zeitepochen, die von einer vergangenen Kultur bis in die Neuzeit reicht, neubelebt und weitergeführt.
Auffällig ist dabei, dass der Spieler immer wieder an Orte zurückkehrt, die für die Handlungsstränge von Bedeutung sind, und verfolgen kann wie sie sich im Laufe der Zeit verändern.
Passend zu jedem Szenario und Charakter stehen unterschiedliche historische Waffen zur Verfügung. Zum einen gibt es den Gladius und andere Schwertarten, Giftpfeile und später werden auch Schusswaffen benutzt. Die Möglichkeit mit den Fäusten zuzuschlagen gibt es auch, ist aber entsprechend weniger wirksam.[/column]

[column size=one_half position=last ]Einen kleinen Minuspunkt bekommt Eternal Darkness bei der Auswahl seiner Monster.
Diese sehen für meinen Geschmack etwas zu futuristisch aus und ähneln eher Wesen aus Science Fiction Märchen als neuerfundenen Monstrositäten.
Dafür ist das gut durchdachte Kampfsystem sehr lobenswert. Man hat die Wahl wirr auf den Gegner zu schlagen/schießen oder gezielt auf eines der Körperteile (Körper, linker Arm, rechter Arm, Kopf).
Vorzuschlagen wäre es den Kopf zu aller erst in Angriff zu nehmen, da kopflose Kreaturen leicht die Orientierung verlieren und oftmals ihre eigenen Artgenossen angreifen.
Aufgelockert wird die Zeitreise durch mehr oder weniger leichte Rätsel, auch hier wären komplexere Denkaufgaben wünschenswert gewesen. Der Schwierigkeitsgrad steigert sich somit durch die Zahl und Art der Gegner so wie der ansteigend schwieriger werdenden Rätsel.[/column]

Von Magie und Wahnsinn

Eines der wichtigesten Elemente im Spiel ist die Magie. Schon im ersten Passus bekommt man sie am virtuellem Leib zu spüren, und Kapitel zu Kapitel erwirbt man selber die Macht sie einzusetzen.
Neben der Kraft eigene Wunden zu heilen, kann man beispielsweise Waffen reparieren, Monster beschwören und manipulieren, sowie viele weitere Arten der Zauberkunst ausführen, die im Laufe des Spiels erworben werden und sich weiterentwickeln lassen.
Das Magieverfahren basiert auf einem einfachem und gut gelungenem Runensystem.
Hierzu müssen verschiedene Runen gesammelt werden, die sich kombinieren lassen und somit aufeinander wirken.
Experimentierfreudigere Spieler probieren selbst Runenverbindungen aus und schaffen so eventuell neue Zauberformeln, dem eigentlichem Spielfortschritt bzw. Gegnern schon weit voraus. Um es einfacher zu machen und den Spieler nicht auf die Geduldsprobe zu stellen, kann man Schriftrollen mit der Anordnung der Runen zur Hilfe nehmen. Es sei noch zu erwähnen, dass Alexandra nach dem Lesen die dazugewonnenen Fähigkeiten übertragen bekommt.

Jede Figur besitzt seinen Leistungen entsprechend neben einer Anzeige für Hitpoints (rot) und einer Leiste für magische Energie (blau) auch noch ein sogenanntes „Sanity Meter“ (grün).
Dies ist wohl die innovativste Neuerfindung im ganzen Spiel, denn sie zeigt den Geisteszustand der jeweiligen Person an. Umso ängstlicher der Charakter, umso weiter sinkt sie bei der Begegnung mit Monstern und unterliegt Halluzinationen, die sich auf den Spieler selbst unmittelbar übertragen. Als Beispiele erwähne ich das Flimmern des Bildschirms oder die Erschwernis der Steuerung, da das Bild sich schräg neigt.
Dieses Feature kommt erst richtig zur Geltung wenn man nicht zuviel davon weiß .
Die verlorene geistige Gesundheit kann man mit Magie oder heilenden Gegenständen zurückgewinnen, aber auch indem man die am Boden liegenden Gegnern mit einem letzten Vernichtungsschlag niederstreckt. Auch wenn man den Drang verspürt immerwährend mit leerer Sanity-Leiste herumzuspazieren, sollte man beachten, dass sich dieser Zustand auf das Wohlbefinden und sich damit auf die Lebensgeister auswirkt.

Technisch nicht ganz top, aber detailverliebt

Nun kommen wir zur Grafik. Blicken wir auf die Jahreszahl des Erscheinens und auf die Konkurrenz, so hätte man allemal mehr aus dem Spiel rausholen können. Bedenkt man dabei aber die Kosten und das damit verbundene Risiko Verluste zu machen, wie viele andere Spiele die es in diesem Genre versucht haben, eignet sich die Grafik hervorragend als Sprungbrett in das heutige Computerspielzeitalter. Auf dem ersten Blick hat man den Eindruck dass die Figuren etwas polygonarm sind, aber schon nach kurzer Zeit ist man so in die Story eingebunden, dass das noch kaum einen stört. Wohl aber hat Silicon Knights die lange Entwicklungszeit dafür genutzt Detailverliebtheit zu integrieren. Sehr viel Wert wurde beispielsweise in die Gestaltung der Räumlichkeiten gelegt, sie werden von klaren Texturen beherrscht verschmolzen mit anderen Besonderheiten: Lichtstrahlen scheinen durch Fenster, Nebeleffekte tauchen auf etc.

[column size=one_half position=first ]Auch die restliche Präsentation bzw. Design stimmt und ist mit Details gespickt. Wenn man genau aufpasst, fallen einem auch andere feine Kleinigkeiten auf. In Pius Augustus’ Part als Exempel spricht dieser im Intro seines Kapitels die ersten paar Sätze in Latein, da er ja nun mal ein römischer Soldat ist.
Oder aber man beachte die Schrittgeräusche. Diese hängen nämlich vom Fußwerk des jeweiligen Charakters und natürlich der Untergrundbeschaffenheit ab. Auch kann man nicht beliebig lange laufen, die Charaktere ermüden leicht, fangen an zu schnaufen und sind kurz vorm zusammenbrechen. Dabei haben die Entwickler darauf geachtet dass alte oder dicke Figuren bei weitem nicht so schnell oder lange rennen wie junge und gut durchtrainierte.
Neu ist auch wie sich die Mimik während dem Spiel verändert, man sieht dem Protagonisten an, in welchem Gemütszustand er sich gerade befindet.[/column]

[column size=one_half position=last ]Für besondere Gruselmomente sorgt die nahezu perfekte und stimmungsvolle Musikuntermalung. Die Umgebungslaute die oftmals durch die Sanity–Anzeige beeinflusst werden, lässt einen manchmal richtig frösteln. Ungewöhnlich gut getroffen ist auch die Lippensynchronisation; sie ist perfekt auf die Worte der Sprecher abgestimmt.
Enttäuschend vielleicht für diejenigen, die nicht gerne Untertitel lesen, aber sicher sind auch viele erleichtert darüber dass das Game in seiner original englischen Sprachausgabe gehalten ist. Leider werden die deutschen Untertitel für langsame Leser manchmal zu schnell ein- und ausgeblendet.[/column]

 

Sofern es die Situation zulässt kann man, anders als bei anderen Survival Horror Titeln, beliebig oft speichern. Steht man aber einer direkten Gefahr gegenüber, wird einem deutlich gemacht dass es nicht vorteilhaft ist einen Spielstand anzulegen.
Zudem lassen sich im Inventar unbegrenzt Items aufnehmen, somit ist keine Verwaltung derer nötig.

Eternal Darkness: Sanity's Requiem
Mit seinem über mehrere Epochen reichende Episodenformat spannend und innovativ erzählte Horrormär
audiovisuelle Präsentation8
Realisierung der Spielmechanik9
inhaltliche Gestaltung und dramaturgische Aufbereitung10
9Gesamtwertung
Leserwertung: (0 Votes)
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